Roderich Cescotti
Roderich Cescotti kam am 04. Mai 1919 als jüngster Sohn eines südtiroler Ingenieurs zur Welt, der die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hatte, nachdem seine Heimat italienisch geworden war. Der NS-Staat förderte den begabten Jungen zunächst, bis er wegen Differenzen mit der Schulleitung von der Napola Naumburg verwiesen wurde. Als Offizier und Flugzeugführer flog Cescotti im Zweiten Weltkrieg von 1940 bis 1945 an der Front. Der Bomberpilot überstand zunächst die Schlacht um England und bekämpfte Schiffsziele bis an die Ostküste Grönlands. Seine Staffel versorgte als letzte den Kessel von Stalingrad. 1944 verschoß er die ersten Lenkwaffen gegen die alliierte Invasionsflotte in der Normandie. Der Untergang des Dritten Reiches verschlug ihn schließlich zum Jagdgeschwader 301, wo er als Gruppenkommandeur das Kriegsende erlebte.
In britischer Gefangenschaft wurde Roderich Cescotti als Übersetzer ausgebildet und eingesetzt. So stieß er 1952 zu den Gründern der Bundesluftwaffe, die seine Sprachkenntnisse brauchten. „Make him a green face!“, forderte Johannes Steinhoff den Amerikaner auf, mit dem die beiden ihre ersten geheimen Jet-Flüge im demokratischen Deutschland absolvierten: der Beginn einer zweiten Fliegerlaufbahn. Bald leitete Cescotti die deutsche Piloten-Ausbildung in Kanada. Danach führte er fünf Jahre das Aufklärungsgeschwader 52. Es folgten Verwendungen in den USA, in England, in hohen NATO-Stäben, oft Seite an Seite mit früheren Gegnern, bei denen er bis heute in hohem Ansehen steht. Er beendete seine Laufbahn 1980 als Befehlshaber der NATO-Luftstreitkräfte im Nord- und Ostseeraum und verstarb am 13. 03. 2015 in Fürstenfeldbruck.